Von der Natur, der Kunst und dem Leben mit beidem.

von Erik Stephan, Museum Schloß Burgk

 Die künstlerische Arbeit von Uwe Klos ist breit gefächert, sie umfasst Malerei und Fotografie, greift aber auch bis hin zur Plastik aus. Hier zeigt sich Kunst getrieben von einem Motor, der auf vielen Zylindern läuft - und dennoch nicht, wie man vermuten könnte, auf Nebenstrecken ins Abseits gerät. Doch sind bei aller Mannigfaltigkeit zwei Hauptstrecken auszumachen: das sind Fotografie und Malerei. Ersteres ist bereits länger geübt und setzt um die Mitte der siebziger Jahre ein, die ersten autodidaktischen Versuche in der Malerei beginnen um die Mitte der 80er Jahre und gewannen seither deutlich Raum hinzu.
Das künstlerische Sehen von Uwe Klos ist an der Fotografie geschult und ist dieser in zahlreichen Wandlungen bis heute verbunden, wenn es auch nicht die einzige Bühne seiner Arbeit blieb. Aus dem Repertoire der nahezu unbegrenzten, imaginativen und fiktiven Möglichkeiten zwischen Schnappschuß und sorgfältiger Inszenierung, welche Fotografie heute anbietet, wählt Uwe Klos zuallererst jene Art, die präzise seiner Idee folgt und eine weitere Sicht auf die Dinge erlaubt als dies mit einem flotten "Schuß" zu machen wäre. Die Landschaften sind scheinbar den Gesetzen der Schwerkraft entrückt und liegen fern aller konstanten Orte, an denen keiner mehr wohnt, werden von Lichtbalken durchfingert und geben sich von einer Poesie, die ohne all die auf solcherart Bildern übliche Dümpelei in morbider Selbstzufriedenheit auskommt. Weiter sind da Porträts, Akte, Städte - das Leben, erlebt und nacherlebt an seinen aktuellen Standorten und in wechselnden Spielarten, daheim und anderswo.

In der Malerei ist Uwe Klos ein Bildner im Abstrakten. Kraftvoll wogt das Spiel der Flächen in das Gewebe ihrer Überarbeitung und findet dort zur Struktur, wo andere Figuren hinmalen. Malerei ist hier beides, Empfindung und Kalkül, Fläche und Linie, Divergenzen zwischen denen ein Puls schlägt. Alles ist zugleich Innen und Außen, rational und irrational, sensitiv und energiegeladen und in der Wachheit für die werdende und sich wandelnde Form dem natürlichen Wachstum nahe. Wozu die Welt, das was ist, noch abmalen? Ein eitler Wettbewerb, den schon der Fotograf niemals aufnimmt, wenn er nicht Reporter ist - und Uwe Klos hat ernsthaft nie auf dieser Bahn gespielt.
Seine Bilder stehen der Dichtung näher als dem real Geschauten und was davon wiederum dichter die Wirklichkeit zu spiegeln auch nur in der Lage ist, bleibt fraglich, ist ohnehin Erfahrung, ist vielfältig und subjektiv, also kaum zu messen vom Standort anderer, da jeder Ort den Blick anders färbt und jede Eindeutigkeit den Keim summarischer Verplattung bereits in sich trägt.

Uwe Klos arbeitet vor allem mit Ölfarbe auf Hartfaser im mittleren Format. Die Bilder offenbaren einen Aufbau in Schichtungen, ein Ein- und Durchdringen, wobei auch andere Materialien einbezogen sind. Textilien und Papiere greifen im Maß ihrer Knitterung, mit Zusammenziehungen und Verwerfungen, im Wechsel von Feuchte und Trockenheit ins Räumliche aus und geben der bewegten, organischen Struktur des Bildes eine zusätzliche Dimension. Im Auftrag der Farben bilden sich Körper, Landschaften, Geschiebe, gestufte Momente eines anderen, begreifbaren Erlebens. Die Farben sind klar und in der Regel pur aufgetragen und offenbaren sich in einer Verknüpfung der Grundfarben: Gelb, Blau, Grün und Rot - heißen hier die Dominanten - und diese wiederum haben mehr Gewicht weil alle Bildung jenseits der Figur sich zuerst über die Farben erklären muß. Die konkreten Dinge bedeuten Hinderung in einer Malerei, die dem unmittelbar Eigenen so nah sein möchte und vielmehr einer gesetzten Struktur als einem Abbild vertraut. Das zupackende Temperament des Malers entlädt sich im dynamischen Nebeneinander der Farbflächen, bleibt aber doch vom breiten Pinselzug bis in die Feinheit dünner Striche gestisch von einer Lineatur gebändigt, die den Strom der Farbe dirigiert und dem eigenen Wollen anverwandelt.
Aus dem freien Spiel von Zeichen, Symbolen und skripturalen Chiffren wächst den Bildern eine subtile Anmut zu, die über die subjektive Gebärde des Künstlers in eine poetische Aufladung des Bildraumes mündet. Da ist ein luftig-transistorisches Spiel zwischen Erscheinung und Bedeutung, eine Bestimmtheit, die in Raum und Landschaft ausgreift und uns einbezieht ganz so, wie jede Musik, die dann, wenn sie gut ist, einen Raum öffnet und nicht annektiert. Ausblicke, die sich dabei einstellen mögen, bleiben ein reiches Geschenk jener Bilder, die solches zu geben vermögen. ...

Erik Stephan
September 1999

 

 

 

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Uwe Klos . Cossengrün 55 . D-07973 Cossengrün

 

 

Aus dem Zyklus BETTELBURG, 1993

 

 

 

 

 

 

 

 

OHNE TITEL (12398), 1998

 

 

 

 

 

 

 

 

RETOUR, 2000